Haus Blessing in Göffingen - Wohnen mit Wintergarten
Entwurf-Planung-Bauleitung
Architekten am Weberberg
Humm - Karl - Zalenga
Weberberggasse 19
88400 Biberach
Projektarchitekt
Leopold Humm
Statik
Klaus König
Größe und Kosten
Grundstücksgröße 762,00 m²
Wohnfläche 140,00 m²
Nebennutzfläche UG u. Carport 67,00 m²
Umbauter Raum 857,000 m³
Reine Baukosten gesamt 400.000,-- DM
Planungszeit April. 93 - März 94
Bauzeit April 94 - Mai 95
Haus Blessing in Göffingen - Wohnen mit Wintergarten
Auszeichnung Vorbildliches Bauen 1998
Ausgangssituation
An einem Westhang am Ortsrand von Göffingen konnten die Bauherren ein Grundstück erwerben, das in der obersten Reihe des Neubaugebietes liegt und einen schönen Blick zur bestehenden, alten Ortschaft und in Richtung Bussen, der höchsten Erhebung Oberschwabens, bietet.
Entwurfskonzept
Dieses Wohnhaus stellt eine Art Prototyp dar, der sich trotz konventioneller, rechteckiger Form nutzungstechnisch und in den Raumqualitäten radikal von anderen Hauskonzepten unterscheidet durch einen gläsernen Mittelteil, der die Funktion eines „Verbindungshofes" hat und zum anderen für die Erschließung benutzt wird. Dieser entsteht, indem wir das Haus am First entlang auseinanderschneiden und die beiden Hälften auseinanderziehen. Dadurch entstehen zwei Hausteile, die sich gegenüberstehen: das „Kinderhaus" und das „Küchenhaus", die durch eine gemeinsame Glashalle verbunden sind. Auf diese Art könnten dann mehrere „Häuser" miteinander im Verbindung stehen, als Mehrgenerationenhaus, Reihenhaus, Terrassenhaus, etc., mit dem Gedanken an gemeinschaftliches Leben und Wohnen.
Gleichzeitig bietet die Glashalle ein Raumerlebnis, das eine völlig andere, bisher nicht bekannte Qualität schafft. Der wesentliche Unterschied zu normalen Räumen liegt in der Dachverglasung, wodurch der Innenraum eigentlich zum Aussenraum wird, in dem man das ganze Jahr über der Landschaft, der Sonne und dem Wetter ausgesetzt ist, bzw. dieses beobachten und genießen kann, je nach Temperament des Betrachters.
Nun wäre dieser Raum an sich noch nicht so außergewöhnlich, wäre nicht die Tatsache, daß es sich nicht um einen zusätzlich an das Wohnhaus angefügten Wintergarten handelt, sondern um das eigentliche Wohnzimmer des Hauses, da wir uns aus Kostengründen nicht beides leisten konnten. So mussten sich die Bauherren entweder für ein konventionelles Wohnzimmer entscheiden oder für einen Wintergarten, der eben auch als Wohnzimmer genutzt wird.
Raumanordnung
Wir haben die Hanglage dazu benutzt, im Kellergeschoss auch den Carport und den Eingangsbereich unterzubringen, so daß hierfür kein extra Nebengebäude erforderlich war und sich die Kellerfläche dadurch um 1/3 reduzieren ließ. Der Keller selbst besteht aus einem großen Allzweckraum und einem Naturkeller für die Lebensmittel. Die schmale Hausbreite von 6,50 m entstand zum einen durch 4 alte Bäume, die auf dem Grundstück standen, zwischen die wir das neue Haus gezirkelt haben, und zum anderen durch die nur 3,20 m breiten Raumachsen der Zimmer. Das eigentliche Erdgeschoss teilt sich in „Küchenhaus"und „Kinderhaus" mit separatem kleinen Bad. Über die gläserne Halle in der Mitte gelangt man im Obergeschoss in die Schlafräume. Auf einer Galerie ganz oben unterm Glasdach, kann man in 6,00 m Höhe den Himmel genießen und des Nachts die Sterne zählen.
Konstruktion
Der Keller wurde konventionell in Massivbauweise mit Betonaussenwänden errichtet. Das Haus ist als Holzständerbau in Niedrigenergiebauweise gebaut, mit Zellulosedämmung gedämmt, und der Innenausbau ist zum großen Teil in Eigenleistung entstanden.
Wir hätten den Wintergarten gerne als Stahlkonstruktion gebaut, da er aber den 2,5-fachen Preis einer Holzkonstruktion gekostet hätte, haben wir ihn als Leimholzkonstruktion ausgeführt. Diese kostete 20.000,- DM für den Zimmermann, für das Glas der Giebelwände und das Glasdach haben wir nochmal 50.000,-- DM bezahlt. Der Wintergarten ist als Wohnraum voll beheizbar konzipiert, verfügt über große Zu- und Abluftöffnungen durch Lamellenfenster, die manuell gesteuert werden können.
Durch die Verwendung von speziellem I-Plus-Glas hält sich der Energieverbrauch auch an bewölkten, kalten Wintertagen in Grenzen. Die gesamte Energiebilanz der Verglasungist auf alle Fälle positiv, d.h. die durch Sonneneinstrahlung gewonnene Energie ist höher als die Verluste an bewölkten Tagen.
Gebäudetechnik
Das Haus wird beheizt mit einer modernen Gas-Zentral-Heizung. Ein Solaranschluss ist ebenfalls vorhanden. Das Regenwasser wird über einen Erdtank gesammelt und für dieWC-Spülung, Waschmaschine und Gartenleitung verwendet.